Eisenhüttenstadt – Alltagsrekonstruktionen

Lisa Andergassen, Jan-Henning Raff

Dia-Schau (slide show) Video

22.8.2021 @ Friedrich-Wolf-Theater, Eisenhüttenstadt

Here is an english script for the above video and for the interactive slide show

Info [de]

Die Architektur von Stalinstadt/Eisenhüttenstadt ist fotografisch gut dokumentiert. Mit unserer Arbeit rekonstruieren wir Alltägliches aus dem Gestern und Heute und geben Raum für die Imagination einer ungewissen Zukunft. Dazu isolieren wir Menschen aus Fotografien, die hier zufällig, beiläufig im Bild erscheinen. Wir verstehen Fotografien als Medium das Unvermutetes einfängt, weil sich das von Walter Benjamin beschriebene „winzige Fünkchen Zufall“ fast zwangsläufig miteinschreibt: Dinge und Personen, die nicht gemeint waren, als die Aufnahme entstand, tauchen trotzdem im Bild auf, Bewegungen werden im Moment der Auslösung vollzogen – hier setzt unsere forensische Auseinandersetzung an.

Das Leben, das in den Fotografien steckt, tritt in den Vordergrund. Es sind vor allem die Blicke, die uns interessieren. Wohin geht ein geworfener Blick? Ist er rastend, ratlos, rastlos? Was passiert, wenn Blicke aus verschiedenen Jahrzehnten aufeinandertreffen? Was können wir ablesen? Wo kommt der Blick her? Ist seine soziale Formung ersichtlich?

Trotz der Konzentration auf die Menschen und ihre Blicke lässt unsere Arbeit Rückschlüsse auf die Architektur von Eisenhüttenstadt zu: in Blickachsen, die Räume beschreiben, welche wiederum Überwachung und Weitblick ermöglichen.

Unsere Arbeit ist als kommentierter Live-Diavortrag auf mehreren, gestaffelten Leinwänden konzipiert und kann online unter www.graffik.de/ehs nachvollzogen werden. Das Medium Dia erinnert an vergangene Formen der Medienrezeption, sein immaterieller „Lichtbild“-Charakter verweist auf zukünftige Bilderwelten und schließt so den Kreis zwischen Gestern, Heute und Morgen.

Dank an Gabriele Urban vom Stadtarchiv Eisenhüttenstadt und Bernd Geller für die Bereitstellung historischer Fotografien.

Info [en]

The architecture of Stalinstadt / Eisenhüttenstadt is photographically well documented. Our work reconstructs the mundane of yesterday and today and leaves room for the imagination of an unknown future. Therefore, we isolate people from photographs that just happen to be there, incidentally, or casually. We understand photographs as a medium that captures the unexpected, because the “tiny spark of contingency” described by Walter Benjamin inscribes itself almost inevitably: things and people that were not meant when the picture was taken, movements completed in the moment of the capture – this is where our forensic analysis begins.

The life in the photographs comes to the fore. Above all, it is the gaze that interests us. Where does a glance go? Is it resting, at loss, restless? What happens when looks from different decades meet? What can we gather from them? Where does the gaze come from? Is its social formation evident?

Despite the focus on the people and their gaze, our work allows conclusions to be drawn about the architecture of Eisenhüttenstadt: in visual axes, describing spaces, which in turn enable surveillance and wide vision.

Our work is conceived as a commented live slide show on several staggered canvases – an online version can be viewed at www.graffik.de/ehs. The slide is reminiscent of past forms of media reception, its immaterial “light image”-character refers to future worlds of images and thus closes the circle between Yesterday, Today and Tomorrow.

We would like to thank Gabriele Urban from Stadtarchiv Eisenhüttenstadt and Bernd Geller for the provision of historical photographs.

kvneuzelle.de/ZWISCHEN-MODELL-UND-MUSEUM/BETWEEN-MODEL-AND-MUSEUM